Das Leben von Karl Marx bis zum Zusammentreffen mit Friedrich Engels

Karl Marx wurde 1818 als Sohn eines jüdischen Advokaten in Trier geboren. Sowohl väter- wie auch mütterlicherseits stammte er aus traditionsreichen Rabbinerfamilien. Sowohl sein Großvater wie auch der Bruder seines Vaters waren Oberrabbiner in Trier. Um seinen Beruf weiter ausüben zu können, konvertierte sein Vater zum Protestantismus und ließ auch seine Kinder taufen. Marx machte Abitur in Trier und studierte anfangs in Bonn und dann in Berlin Jura. Nach dem Tode seines Vaters im Jahre 1838 wandte er sich der Philosophie zu und reichte seine Dissertation im Jahre 1841 erfolgreich an der Universität in Jena ein. Marx wurde dabei protegiert von dem führenden Junghegelianer Bruno Bauer, mit dem er auch in engem inhaltlichen Austausch stand und weitest gehend inhaltlich übereinstimmte. Dieser vermittelte ihn auch ab Januar 1842 als freien Mitarbeiter der in Köln neu gegründeten liberalen, demokratischen „Rheinischen Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe“, deren leitender Redakteur Marx bis zum Verbot der immer radikaler werdenden Publikation anschließend wurde.

Im Jahre 1836 verlobte er sich heimlich mit der vier Jahre älteren Jugendfreundin Jenny von Westfalen, die er nach sieben Jahren heiratete und die ihm im Exil in Paris im Jahre 1844 ihr erstes Kind gebar, das wie die Mutter Jenny genannt wurde.

In Paris gab er zusammen mit Arnold Ruge die „Deutsch-Französischen Jahrbücher“ heraus, für die er selber und Friedrich Engels auch Beiträge verfassten. Marx war inzwischen durch Moses Hess Anhänger des Kommunismus geworden und hatte mit seiner spekulativen Philosophie das Proletariat als revolutionäres Subjekt erkannt.

1844 traf er sich mit Friedrich Engels, der inzwischen auch Kommunist geworden war. Dieses Treffen bedeutete für beide einen Wendepunkt ihres Lebens, denn sie erkannten die Übereinstimmung ihrer Ansichten und arbeiteten fortan zusammen. Nun beschäftigte sich der Philosoph mit Ökonomie und der Unternehmer mit Philosophie, Geschichte und Naturwissenschaften und sorgte für den Lebensunterhalt von Marx.

1818-1841: Jugend und Studienjahre in Trier, Bonn und Berlin

Karl Marx[1]Siehe hierzu auch Marx-Handbuch 2016, S. 1-20; ausführlich in Neffe 2018, Jones 2020 und besonders gründlich und sachkundig Heinrich 2018. wurde als drittes Kind des Rechtsanwaltes Heinrich Marx (vorm. Heschel Marx Levi Mordechai, 1777-1838) und seiner Frau Henriette Marx (geb. Presburg, 1788-1863) in Trier geboren. Die Eltern von Karl Marx hatten im Jahre 1814 in Nijmegen geheiratet. Seine Mutter entstammte einer aus Ungarn eingewanderten jüdischen Familie. Beide Eltern hatten Rabbiner unter ihren Vorfahren.[2]Stadtmuseum Trier 2018, S. 20. Ein Bruder von Karls Vater war ebenso wie sein Großvater Oberrabbiner in Trier. Heinrich Marx ging seit 1814 einer anwaltlichen Tätigkeit in Trier nach, das nach dem Wiener Kongress unter preußische Herrschaft geriet. Um weiter seinen Beruf ausüben zu können, trat er als Jude zum Ende des Jahrzehnts im katholischen Trier zum Protestantismus über und ließ auch seine Kinder taufen.[3]Das exakte Taufdatum des Vaters ist nicht überliefert. Heinrich vermutet auf Grund plausibler Überlegungen, dass es auf das Jahr 1819 zu datieren sei (Heinrich 2018, S. 73 ff.). Karl Marx wurde … Continue reading

1830 trat der zwölfjährige Karl ins Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasium ein, das der humanistischen Bildung verpflichtet war. Zuvor war er wohl von seinem Vater unterrichtet worden.[4]Stadtmuseum Trier 2018, S. 15 u. 17. Der junge Karl erhielt gute Noten vor allem in den Sprachen, weniger gute in Mathematik. 1835 legte er die Abiturprüfung ab. Im selben Jahr begann er auf Wunsch seines Vaters ein Jurastudium an der in seinem Geburtsjahr gegründeten Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn. Neben seinem Studium betrieb er philosophische und historische Studien. Er genoss aber auch das studentische Leben und musste nach Ausschweifungen auch schon mal 24 Stunden im Karzer verbringen. Jedenfalls kam Karl mit der Unterstützung seines Vaters, die er regelmäßig erhielt, nicht aus, so dass er immer wieder größere Schulden anhäufte, die sein Vater dann ausgleichen musste.[5]So freute sich sein Vater, dass das „Schuldbuch“ seines Sohnes aus Bonn „vernichtet“ wäre, nur um feststellen zu müssen, dass Karl ihn als „Goldmännchen“ missbrauche, weil er „gegen … Continue reading Nach nur einem Jahr wechselte er an die 1809 gegründete Berliner Universität gleichen Namens – die heutige Humboldt-Universität. Hier stieß er zu den Junghegelianern, die ausgehend von den Ideen des in Stuttgart geborenen Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831), der im Jahre 1818 dem Ruf an die Universität in Berlin gefolgt war, eine radikale Kritik an Religion und Staat vertraten. Marx legte nun einen solchen Arbeitseifer an den Tag, dass sogar seine Gesundheit darunter litt, was seinen Vater sehr beunruhigte.

1836 verlobte er sich heimlich – im Alter von 17 Jahren – mit der vier Jahre älteren – üblicherweise hatte damals der Mann älter zu sein als die Frau – Jenny von Westphalen (1814-1881), die er schon von Kindheit an kannte, da die Väter der beiden Verlobten befreundet waren.[6]Wie schwierig diese Fernbeziehung war und wie sehr Jenny die Geheimhaltung vor ihren Eltern belastete, ist aus den Briefen von Heinrich Marx an seinen Sohn Karl ersichtlich, dem bei seiner Rolle als … Continue reading 1837 wurde die Verlobung offiziell bekannt gegeben. Im folgenden Jahr verstarb Karls Vater. Sehr verärgert war er darüber, dass er von seinem Erbe nur gerade so viel erhalten sollte, dass er sein Studium beenden konnte, wofür er zudem seinen Erbteil beleihen musste. Dies sollte mehrfach für Streit mit seiner Mutter sorgen.[7]Marx-Handbuch 2016, S. 6.

Marx gab sein Jurastudium nun zugunsten des Studiums der Philosophie auf. Als er die Regelstudienzeit ohne Abschluss überschritten hatte, wurde er im Jahre 1840 exmatrikuliert.[8]Stadtmuseum Trier 2018, S. 27. Deshalb reichte Marx im Jahre 1841 seine Dissertation, die sein enger Freund und Vertrauter Bruno Bauer (1809-1882) betreut hatte, der ihn auch zur baldigen Abgabe gedrängt hatte, an der Universität Jena ein, die ihn auch umgehend, ohne dass er dort erscheinen musste, promovierte. Der Titel lautete „Über die Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie nebst einem Anhange“[9]Das handschriftliche Exemplar, das Marx in Jena eingereicht hatte, ist verschollen. Es existieren jedoch Abschriften von fremder Hand, die abgedruckt wurden in MEW, Bd. 40, S. 257-373. Als frisch gebackener Doktor kehrte er nun ins Rheinland und auch zu seiner Verlobten nach Trier zurück.

1841-1843: Marx als Journalist, Ehemann und Vater


Karl Marx in jungen Jahren

Die Zusammenarbeit mit Bruno Bauer, der inzwischen ein maßgeblicher Junghegelianer geworden war und der an der Bonner Universität einer Lehrtätigkeit nachging, versprach sogar die Möglichkeit einer akademischen Karriere. Als sich diese Möglichkeit zerschlug, weil Bauer seine Dozentur aus politischen Gründen verlor, wandte sich Marx dem Journalismus zu. Ab Januar 1842 wurde er freier Mitarbeiter der in Köln neu gegründeten liberalen, demokratischen Rheinischen Zeitung für Politik, Handel und Gewerbe“, durch Vermittlung von Bruno Bauer, dessen Schwager, Adolf Friedrich Rutenberg[10]Wie Marx im Jahre 1837 seinem Vater schrieb, war Rutenberg „mein intimster der Berliner Freunde“ (Brief vom 10. November, in: MEW, Bd. 40, S. 10). Nach Marx’ Zeugnis hatte er Rutenberg die … Continue reading (1808-1869), das Blatt anfangs leitete. Im Oktober trat er als fester Mitarbeiter in die Redaktion ein und wurde sogleich deren Leiter. In dieser Funktion traf er sich im Folgemonat in Köln auch erstmals mit Friedrich Engels, der ebenfalls Beiträge für die Zeitung verfasste. Diese Begegnung verlief noch recht kühl, da sie recht unterschiedliche Ansichten vertraten.[11]Marx-Handbuch 2016, S. 8. Unter Marx’ Ägide wuchs die Auflage der Zeitung, allerdings auch der Unwillen der preußischen Zensurbehörde, so dass die Publikation zum 31. März 1843 verboten wurde.[12]Marx war bereits am 17. März 1843 wegen der jetzigen Zensurverhältnisse […] aus der Redaktion […] ausgetreten“. (Hervorh. im Original; MEW, Bd. 1, S. 200). Mitbegründer dieser Zeitung, reger Schreiber von Artikel und auch Teilnehmer an den wöchentlichen „Redaktionskonferenzen“ im „Laacher Hof“ zu Köln war Moses Hess (1812-1875), der aus einer erfolgreichen jüdischen Industriellenfamilie in Bonn stammte. Dieser brachte die kommunistischen Vorstellungen aus Frankreich nach Deutschland und brachte sie mit großer Wahrscheinlichkeit auch Marx näher.[13]S. Rosen 1983, S. 7 ff. und S. 107. Zvi Rosen vertritt hierin die Meinung, „daß ohne den Ideenreichtum und den sozialistischen Gehalt des Denkens von Hess die Marxsche Theorie undenkbar ist“ … Continue reading

Im Mai 1843 reiste Marx nach Kreuznach, wo Jenny von Westphalen mit ihrer Mutter inzwischen lebte, nachdem ihr Vater, Ludwig von Westphalen, im März 1842 verstorben war. Seine prekäre Vermögenslage hielt ihn aber nicht davon ab, im Juni 1843 nach sieben Jahren nun endlich seine Verlobte in Bad Kreuznach zu ehelichen. Auf der Hochzeitsreise den Rhein aufwärts verbrauchte der frischgebackene Ehegatte das gesamte Geldgeschenk seiner Mutter, das eigentlich bis zum Antritt einer neuen Stelle reichen sollte.[14]Marx-Handbuch 2016, S. 9.

1843-1844: Übersiedlung nach Paris und Treffen mit Friedrich Engels

Das Ehepaar übersiedelte im Oktober 1843 nach Paris, wohin es viele politische Emigranten aus Deutschland verschlagen hatte, so ja auch Heinrich Heine (1797-1856). Am 1. Mai 1844 kam das erste Kind zur Welt, Jenny (1844-1883) genannt, wie die Mutter.

Marx gab in Paris zusammen mit Arnold Ruge (1802-1880) die Deutsch-Französischen Jahrbücher[15]Die intensiven Versuche vor allem von Ruge, bekannte französische Autoren zur Mitarbeit zu bewegen, scheiterten wohl an den zu unterschiedlichen Mentalitäten und politischen Vorstellungen. Es gab … Continue reading heraus, von denen aber nur die ersten beiden Bände (als Doppelband) erschienen. Marx schrieb hierfür die Beträge Zur Judenfrage, der einen stark antisemitischen Tenor hat und in der er sich gegen Bruno Bauer[16]Noch härter setzte er dann ja Bruno Bauer und „Konsorten“ in „Die heilige Familie“ zu. Dabei hatte Marx noch 1842 eine scharfe Verteidigungsschrift für Bauer geschrieben (s. MEW, Bd. 40, S. … Continue reading wandte – bis dahin sein wichtigster Mentor, Unterstützer und Freund –, und „Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, Einleitung“, worin er das Werkzeug der Befreiung der Menschheit entdeckt hatte: das Proletariat. Friedrich Engels trug die „Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie“ bei. Diese Schrift veranlasste Marx zu vertieften Studien der Ökonomie, die ihn Zeit seines Lebens nicht mehr loslassen sollten.

Auf die Marxsche Revolutionsgewissheit[17]Siehe Brief von Marx an Ruge aus dem März 1843, in: MEW, Bd. 1, S. 338. hatte Arnold Ruge geantwortet: „Wir werden eine politische Revolution erleben? […] Mein Freund, Sie glauben was Sie wünschen.“[18]Ruge an Marx, zit n. Jones 2020, S. 179 (Quelle: MEGA2 I.2, S. 472). Auch wenn fünf Jahre später tatsächlich in Deutschland eine Revolution ausbrach und Ruges Pessimismus damit scheinbar Lügen gestraft wurde, hatte er damit doch den Kern des Marxschen Wunschdenkens, das diesen zeitlebens trieb, erkannt und benannt.

In Paris war es auch, wo sich Marx und Engels zum zweiten Male trafen. Auf der Heimreise aus England machte der Jungunternehmer im August 1844 bei Marx Station und verbrachte dort zehn Tage mit ihm.[19]Engels schrieb viele Jahre später, dass sich bei dieser Gelegenheit „unsere vollständige Übereinstimmung auf allen theoretischen Gebieten heraus“ stellte (Zur Geschichte des Bundes der … Continue reading Hierbei entdeckten die Beiden – inzwischen von Moses Hess zum Kommunismus bekehrt – ihre Gemeinsamkeiten – und mehr noch, beide müssen erkannt haben, dass sie zusammen erheblich mehr bewirken könnten, als jeder für sich. Zumindest Engels war sofort klar, dass Marx als genialer und charismatischer Theoretiker der ideale Partner für sein „Unternehmen Weltrevolution“ wäre. Aus dieser Erkenntnis entstand eine Freundschaft, die in der Geistesgeschichte ihresgleichen sucht und die bis zum Tode von Karl Marx währte.

Zudem war diese Aussprache eines der folgenreichsten Treffen der Geistes- und Weltgeschichte. Denn ohne die Unterstützung von Engels auf finanziellem, ideologischem und organisatorischem Gebiet wäre Marx nur eine Fußnote der Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts geblieben. Erst Engels ermöglichte Marx, seine jahrzehntelange Arbeit an ihrem „Unternehmen Weltrevolution“. Dies dann zu popularisieren, zu verbreiten und zu verteidigen, war die zweite unverzichtbare Rolle von Engels bei der Entstehung des „Marxismus“.

Die erste Frucht ihrer Kooperation war das im Februar 1845 erschienene polemische Werk Die heilige Familie oder Kritik der kritischen Vernunft[20]MEW, Bd. 2, S. 3-224. Engels schrieb übrigens eine vernichtende Kritik dieses Werkes an seinen Freund, die er, weil Marx Kritik überhaupt nicht ausstehen konnte, in überschwängliches Lob … Continue reading, die sich gegen Marx’ ehemaligen Lehrer, Förderer und Freund Bruno Bauer und „Consorten“ richtete. Dies war eines der wenigen Bücher, für das Marx ein hohes Honorar erhielt. Es wurde allerdings ein Ladenhüter, wie alle anderen Werke von Marx zu seinen Lebzeiten auch – zumindest in Deutschland.

Beide vertauschten nun ihre Rollen. Marx widmete sich bis an sein Lebensende hauptsächlich ökonomischen Fragen, um die Gesetze des Kapitalismus zu ergründen, während Engels sich von nun an eher mit philosophischen, historischen, politischen und naturwissenschaftlichen Themen befasste. Beide leisteten dem anderen und ihrem gemeinsamen Unternehmen zuliebe jahrzehntelange Fronarbeit. Engels durch die verhasste Arbeit in seinem Comptour,[21]So schrieb er an seinen neuen Freund: „[D]er Schacher ist zu scheußlich, Barmen ist zu scheußlich, die Zeitverschwendung ist zu scheußlich, und besonders ist es zu scheußlich, nicht nur … Continue reading um Marx‘ schier unersättlichen Geldhunger wenigstens etwas stillen zu können,[22]Dass Marx dieser Umstand durchaus bewusst war, geht aus einem Brief hervor, den er seinem Freund am 7. Mai 1867 aus Hannover schickte, wo er den Druck des ersten Bandes des „Kapitals“ … Continue reading der sich zum Dank mit der Arbeit an der ökonomischen Erklärung des Kapitalismus quälte.[23]Wie sehr Marx unter seinen ökonomischen Studien litt, kann man z.B dem Brief an Joseph Dietzgen vom 9. Mai 1868 entnehmen, in dem er ankündigt, sich endlich wieder der Philosophie zu widmen, … Continue reading

Nachdem die „Jahrbücher“ nach der ersten Doppelfolge wieder eingestellt wurden, gab Marx wiederum mit Arnold Ruge in Paris von 1844 bis 1845 die zweimal pro Woche erscheinende Zeitschrift „Vorwärts!“ heraus. Marx gab dieser Publikation eine deutlich sozialistische Richtung, wodurch es zum Bruch mit Ruge kam und Preußen schließlich intervenierte und die Ausweisung von Karl Marx aus Paris erwirkte. Gleichzeitig wurde ihm unter Androhung der Verhaftung die Wiedereinreise nach Preußen untersagt. Seine nächste Station auf dem Kontinent war Brüssel, wohin im April 1845 auch Engels übersiedelte.[24]Marx-Handbuch 2016, S. 1-10. Hier war es auch, wo Marx erfolgreich seine Entlassung aus dem
„Königl. Preuß. Untertanenverband behufs der Auswanderung nach den Vereinigten Nordamerikanischen Staaten“
erbat.[25]Siehe die beiden Schreiben an den Trierer Oberbürgermeister Franz Damian Görtz vom 17. Oktober und 10. November 1845 (MEW 27, S. 602 f.). Dies hatte zur Folge, dass Karl Marx bis an sein Lebensende staatenlos blieb.

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Siehe hierzu auch Marx-Handbuch 2016, S. 1-20; ausführlich in Neffe 2018, Jones 2020 und besonders gründlich und sachkundig Heinrich 2018.
2 Stadtmuseum Trier 2018, S. 20.
3 Das exakte Taufdatum des Vaters ist nicht überliefert. Heinrich vermutet auf Grund plausibler Überlegungen, dass es auf das Jahr 1819 zu datieren sei (Heinrich 2018, S. 73 ff.). Karl Marx wurde zusammen mit seinen damals sechs Geschwistern am 26. August 1824 getauft, ihre Mutter folgte am 20. November 1825 (s. ebd., S. 38).
4 Stadtmuseum Trier 2018, S. 15 u. 17.
5 So freute sich sein Vater, dass das „Schuldbuch“ seines Sohnes aus Bonn „vernichtet“ wäre, nur um feststellen zu müssen, dass Karl ihn als „Goldmännchen“ missbrauche, weil er „gegen alle Abrede“ mehr Geld ausgäbe als selbst die „Reichsten“ (Brief von Heinrich Marx an den Sohn Karl vom 9. Dezember 1837, MEW 40, S. 638 f.).
6 Wie schwierig diese Fernbeziehung war und wie sehr Jenny die Geheimhaltung vor ihren Eltern belastete, ist aus den Briefen von Heinrich Marx an seinen Sohn Karl ersichtlich, dem bei seiner Rolle als „Unterhändler“ gar nicht wohl war (Brief vom 3. Februar 1837, MEW 40, S. 624).
7 Marx-Handbuch 2016, S. 6.
8 Stadtmuseum Trier 2018, S. 27.
9 Das handschriftliche Exemplar, das Marx in Jena eingereicht hatte, ist verschollen. Es existieren jedoch Abschriften von fremder Hand, die abgedruckt wurden in MEW, Bd. 40, S. 257-373.
10 Wie Marx im Jahre 1837 seinem Vater schrieb, war Rutenberg „mein intimster der Berliner Freunde“ (Brief vom 10. November, in: MEW, Bd. 40, S. 10). Nach Marx’ Zeugnis hatte er Rutenberg die Stelle verschafft. Hielt ihn aber für gänzlich ungeeignet („impotent“) (Brief von Marx an Arnold Ruge vom 9. Juli 1842, in: MEW, Bd. 27, S. 407).
11 Marx-Handbuch 2016, S. 8.
12 Marx war bereits am 17. März 1843 wegen der jetzigen Zensurverhältnisse […] aus der Redaktion […] ausgetreten“. (Hervorh. im Original; MEW, Bd. 1, S. 200).
13 S. Rosen 1983, S. 7 ff. und S. 107. Zvi Rosen vertritt hierin die Meinung, „daß ohne den Ideenreichtum und den sozialistischen Gehalt des Denkens von Hess die Marxsche Theorie undenkbar ist“ (ebd., S. 8). Im 6. Kapitel seines Buches stellt er sehr detailliert die verschiedenen Ansichten zur Beziehung von Hess und Marx dar, die von totaler Verleugnung bis zur Anerkennung des Einflusses von Hess reichen (ebd., S. 95-111). Bei Engels ist dieser Einfluss unbestritten.
14 Marx-Handbuch 2016, S. 9.
15 Die intensiven Versuche vor allem von Ruge, bekannte französische Autoren zur Mitarbeit zu bewegen, scheiterten wohl an den zu unterschiedlichen Mentalitäten und politischen Vorstellungen. Es gab in der Zeitschrift auch keine Beiträge von Autoren, die in Deutschland wohnten. Immerhin waren neben den Aufsätzen von Marx und Engels Beiträge von Heinrich Heine und Georg Herwegh (1817-1875) vertreten, die damals ebenfalls im Pariser Exil lebten. Zu den „Jahrbüchern“ siehe Jones 2020, S. 178-185.
16 Noch härter setzte er dann ja Bruno Bauer und „Konsorten“ in Die heilige Familiezu. Dabei hatte Marx noch 1842 eine scharfe Verteidigungsschrift für Bauer geschrieben (s. MEW, Bd. 40, S. 381-384).
17 Siehe Brief von Marx an Ruge aus dem März 1843, in: MEW, Bd. 1, S. 338.
18 Ruge an Marx, zit n. Jones 2020, S. 179 (Quelle: MEGA2 I.2, S. 472).
19 Engels schrieb viele Jahre später, dass sich bei dieser Gelegenheit „unsere vollständige Übereinstimmung auf allen theoretischen Gebieten heraus“ stellte (Zur Geschichte des Bundes der Kommunisten, in: MEW, Bd. 21, S. 212).
20 MEW, Bd. 2, S. 3-224. Engels schrieb übrigens eine vernichtende Kritik dieses Werkes an seinen Freund, die er, weil Marx Kritik überhaupt nicht ausstehen konnte, in überschwängliches Lob kleidete: „Dazu wird doch das meiste von der Kritik der Spekulation und des abstrakten Wesens überhaupt dem größeren Publikum unverständlich bleiben und auch nicht allgemein interessieren. Sonst aber ist das ganze Buch prächtig geschrieben und zum kranklachen.“ (Brief von Engels an Marx vom 17. März 1845, in: MEW 27, S. 26). Darin schreibt er auch, dass noch nicht mal der zehnte Teil des Textes von ihm stammt. Ich vermute, dass dies die wenigen lesbaren Seiten in dieser wirren, polemischen Schrift sind.
21 So schrieb er an seinen neuen Freund: „[D]er Schacher ist zu scheußlich, Barmen ist zu scheußlich, die Zeitverschwendung ist zu scheußlich, und besonders ist es zu scheußlich, nicht nur Bourgeois, sondern sogar Fabrikant, aktiv gegen das Proletariat auftretender Bourgeois zu bleiben. […] Und man kann wohl als Kommunist der äußeren Lage nach Bourgeois und Schachervieh sein, wenn man nicht schreibt, aber kommunistische Propaganda im großen und zugleich Schacher und Industrie treiben, das geht nicht.“ (Brief von Engels an Marx vom 20. Januar 1845, in: MEW 27, S. 18; Hervorh. im Original). Man kann sich vorstellen, wie schwer es ihm später fiel, doch die Rolle des „Schacherers“ zu spielen, um seinem Freund den Lebensunterhalt zu sichern.
22 Dass Marx dieser Umstand durchaus bewusst war, geht aus einem Brief hervor, den er seinem Freund am 7. Mai 1867 aus Hannover schickte, wo er den Druck des ersten Bandes des „Kapitals“ überwachte: „Ohne Dich hätte ich das Werk nie zu Ende bringen können, und ich versichre Dir, es hat mir immer wie ein Alp auf dem Gewissen gelastet, daß Du Deine famose Kraft hauptsächlich meinetwenig [sic] kommerziell vergeuden und verrosten ließest und, into the bargain [obendrein] noch alle meine petites miseres [kleine Miseren] mitdurchleben mußtest.“ (MEW 31, S. 296 f.). Diese Gewissensbisse hinderten Marx aber nicht daran, sich weitere 16 Jahre von seinem Freund finanziell unterstützen zu lassen.
23 Wie sehr Marx unter seinen ökonomischen Studien litt, kann man z.B dem Brief an Joseph Dietzgen vom 9. Mai 1868 entnehmen, in dem er ankündigt, sich endlich wieder der Philosophie zu widmen, „wenn ich die ökonomische Last abgeschüttelt“ habe (MEW 32, S. 547). Weder das eine noch das andere war ihm vergönnt.
24 Marx-Handbuch 2016, S. 1-10.
25 Siehe die beiden Schreiben an den Trierer Oberbürgermeister Franz Damian Görtz vom 17. Oktober und 10. November 1845 (MEW 27, S. 602 f.).