Das Leben von Friedrich Engels bis zum Zusammentreffen mit Karl Marx

Friedrich Engels wurde 1820 als Fabrikantensohn in Barmen – heute ein Ortsteil von Wuppertal – geboren. Nach der Schule machte er eine kaufmännische Ausbildung in Bremen und leistete seinen Militärdienst in Berlin. Er war Anhänger der radikalen Demokraten, bevor er durch Moses Hess zum Kommunismus bekehrt wurde. Er schrieb sozialkritische Arbeiten, in denen er die elende Lage der Arbeiter in England schilderte und die dort kurz bevorstehende Revolution prophezeite. 1844 traf er sich mit Karl Marx, der inzwischen auch Kommunist geworden war. Dieses Treffen bedeutete für beide einen Wendepunkt ihres Lebens, denn sie erkannten die Übereinstimmung ihrer Ansichten und vor allem Engels erkannte, dass er mit Marx den idealen Mitstreiter für sein „Unternehmen Weltrevolution“ gefunden hatte. Fortan beschäftigte sich der Philosoph mit Ökonomie und der Unternehmer mit Philosophie, Geschichte und Naturwissenschaften und sorgte für den Lebensunterhalt von Marx.

1820-41: Jugend- und Lehrjahre in Barmen und Bremen

Friedrich Engels wurde am 28. November 1820 – vor nunmehr 200 Jahren – in Barmen – heute ein Ortsteil von Wuppertal – als erstes von neun Kindern geboren. Er wuchs in einem streng pietistisch geprägten Elternhaus auf. Seine Eltern waren der Textilfabrikant Friedrich Engels (1796-1860) und seine Frau Elisabeth, geb. van Haar (1797-1873). Trotz des freudlosen und lustfeindlichen Pietismus wurde Engels eine Frohnatur und ein Lebemann[1]Der ehemalige englische Labour-Abgeordnete und jetzige Direktor des Viktoria and Albert Museums in London, Tristram Hunt, charakterisierte den deutschen Kommunisten mit folgenden Worten: … Continue reading, der den schönen Dingen des Lebens sehr zugetan war.

Zunächst besuchte Engels die Stadtschule in Barmen und wechselte dann 1834 auf das Gymnasium in Elberfeld, das als eine der besten und liberalsten Schulen Preußens galt. Gegen den Willen seines äußerst sprachbegabten Sohnes und trotz der überschwänglichen Beurteilung des Schuldirektors nahm der Vater ihn ein Jahr vor dem Abitur von der Schule und ließ ihn eine kaufmännische Lehre im väterlichen Betrieb beginnen.[2]S. a. Hunt 2013, S. 38. Im Sommer 1838 wurde er zur Fortsetzung seiner Ausbildung in ein mit dem Vater verbundenes Exportunternehmen nach Bremen geschickt. In der weltoffenen Hansestadt nahm er auch am gesellschaftlichen Leben teil, schwamm gerne durch die Weser[3]Hunt 2013, S. 42. und begann sich für politische Themen zu interessieren. Er veröffentlichte erste – auch literarische – Texte[4]Mit den „Briefen aus dem Wuppertal“ begann Engels seine journalistische Arbeit. Er schrieb sie für die von der literarischen Bewegung „Junges Deutschland“ herausgegebene Zeitschrift … Continue reading und wurde begeisterter Anhänger des Jungen Deutschland[5]Die Gruppe um Ludwig Börne (1786-1837) und Heinrich Heine (1797-1856) vertrat liberaldemokratische Ansichten, ihre Schriften wurden größtenteils verboten..

1841-44: Engels als Artillerist und sozialkritischer Autor in Berlin, Manchester und Köln

Friedrich Engels in jungen Jahren

1841 kehrte Engels nach Barmen zurück und meldete sich im Herbst zum Militärdienst, den er in Berlin absolvierte.[6]Marx musste keinen Militärdienst leisten, weil er im Jahre „1838 […] wegen Brustschwäche und periodischen Blutspeiens […] vom Militärdienst befreit und am 4. Mai 1841 wegen … Continue reading Neben seinem Dienst bei der 12. Kompanie der Königlich-Preußischen Garde-Artillerie[7]Marx-Handbuch 2016, S. 25. besuchte er Philosophievorlesungen – unter anderem bei Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775-1854)[8]In seiner ersten Abrechnung mit diesem gab Engels eine lebhafte Schilderung von Schellings Vorlesungen („Schelling über Hegel“, die er unter dem Pseudonym Friedrich Oswald im „Telegraph für … Continue reading – und freundete sich mit einer Gruppe von Junghegelianern an. Auf diese war er schon in Bremen durch die Lektüre von David Friedrich Strauß’ Buch „Das Leben Jesu“[9]Strauß 1835-36. Das Werk sorgte damals für gewaltiges Aufsehen und regte eine intensive Diskussion an. aufmerksam geworden. Hierdurch wurde dem pietistisch Erzogenen klar, dass die Evangelien keine Offenbarungen Gottes waren, sondern von Menschen verfasste Texte.[10]S. Hunt 2013, S. 59. Nach Beendigung seines Militärdienstes schrieb er Artikel für die in Köln ansässige Rheinische Zeitung. In Köln traf er zum ersten Male auf Karl Marx (1818-1883). Hier war es auch, wo er Moses Hess[11]Dieser entstammte wie Marx einer alten Rabbinerfamilie und sein Vater war wie der von Engels ein erfolgreicher Unternehmer. (1812-1875) kennenlernte, der ihn – wie wahrscheinlich auch Karl Marx – nach eigenen Angaben 1842 zum Kommunismus bekehrte.[12]S. Rosen 1983, S. 95 f.

Engels reiste von dort nach England, von wo er Artikel über die englische Sozial- und Innenpolitik nach Köln schickte. Er nahm auch erste Kontakte mit Vertretern der dortigen Arbeiterbewegung auf und studierte ökonomische und sozialistische Schriften. Er hielt sich vor allem in Manchester auf, wo er seine Ausbildung in der Textilfabrik, an der sein Vater beteiligt war, fortsetzte. In Manchester war es auch, wo Engels die irischen Arbeiterinnen und Schwestern Mary (1821-1863) und Lydia Burns (1827-1878) kennenlernte, die auch politisch aktiv waren.[13]Es wird sogar vermutet, dass Engels die intimen Kenntnisse der Lebens- und Wohnverhältnisse der Arbeiter, die er in seinem Werk „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ offenbart, nur … Continue reading Mit ihnen blieb er, solange sie lebten, eng verbunden.[14]Marx-Handbuch 2016, S. 24 ff.

Seine sozialen und politischen Studien veranlassten ihn, im Jahre 1845 das Werk Die Lage der arbeitenden Klasse in England[15]MEW 2, S. 225-506. zu veröffentlichen. Darin malte er ein recht idyllisches Bild der Lage der Weber auf dem Lande vor Beginn der industriellen Revolution,[16]MEW 2, S. 237 f. während er die Lage der Industriearbeiter in den großen Städten in den schwärzesten Farben malte. Sein Werk war eine einzige Anklage der ausbeuterischen, „verderbten“ englischen Bourgeoisie,[17]So schrieb Engels im Schlusskapitel über seine Klassengenossen: „Mir ist nie eine so tief demoralisierte, eine so unheilbar durch den Eigennutz verderbte, innerlich zerfressene und für allen … Continue reading zu der er ja zu seinem ganzen Leidwesen später selber gehören sollte. Dem Text kann man sehr deutlich das Mitgefühl des Autors für die elende Lage der Arbeiter entnehmen, während er für seine eigenen Klasse – die Bourgeoisie – nur Verachtung übrig hatte.

Neben der Lage der Arbeiterklasse stellte Engels auch die Aktivitäten der Arbeiterbewegung dar und prophezeite in seinem Werk die kurz bevorstehende Revolution der Arbeiter „gegen die die erste französische und das Jahr 1794 ein Kinderspiel sein wird.“[18]MEW 2, S. 252. Interessanterweise kann sich Engels schon in seiner Jugend eine Revolution nur als Gewaltexzess vorstellen, denn mit dem Hinweis auf das Jahr 1794 nimmt er Bezug auf den Höhepunkt des … Continue reading Für Engels stand fest: „Das Prophezeien ist nirgends so leicht als gerade in England, weil hier alles so klar und scharf in der Gesellschaft entwickelt ist. Die Revolution muß kommen, es ist jetzt schon zu spät, um eine friedliche Lösung der Sache herbeizuführen“.[19]Immerhin sah er auch einen Hoffnungsschimmer, dass die Rache der Arbeiter an der Bourgeoisie „milder […] als die oben prophezeite“ ausfallen könne: „Das wird aber weniger von … Continue reading Das Buch wurde in Deutschland ein wahrer Bestseller und machte den Autor auf einen Schlag bekannt.

Für die Entwicklung des Marxismus ungleich bedeutender war allerdings Engels‘ kurzer Aufsatz „Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie“[20]MEW, Bd. 1, S. 499-524., der im Jahre 1844 in den Deutsch-Französischen Jahrbüchern erschien, die von Karl Marx und Arnold Ruge (1802-1880) herausgegeben wurden. Auch dieser Aufsatz basierte auf den Studien, die Engels in England angestellt hatte. Hierdurch wurde Marx auf Engels aufmerksam und es entspann sich ein Briefwechsel zwischen den Beiden.[21]MEW 1, S. 640. Der Aufsatz begann mit einer vernichtenden Kritik der Nationalökonomie, die er als „Bereicherungswissenschaft“[22]„Die Nationalökonomie entstand als eine natürliche Folge der Ausdehnung des Handels, und mit ihr trat an die Stelle des einfachen, unwissenschaftlichen Schachers ein ausgebildetes System des … Continue reading bezeichnete. Und er fährt fort: eine „Folge des Privateigentums ist der Handel“ – nach Engels „der legale Betrug.“[23]MEW 1, S. 503. Engels hat mit diesem Aufsatz Marx einen wichtigen Anstoß gegeben, sich näher mit der Ökonomie zu beschäftigen und gleichzeitig die Grundlagen gelegt, auf denen aufbauend Marx dann den historischen Materialismus entwickelte.

Friedrich Engels glaubte, durch seine Untersuchungen über die Lage der englischen Arbeiterschaft und seine theoretischen Studien die Behauptung von Moses Hess, dass die Wurzel des ganzen Elends das Privateigentum sei, bestätigt zu haben. Mit dem Privateigentum würde auch dieses ganze Elend verschwinden, war seine Schlussfolgerung. Ein Ergebnis, dass Karl Marx durch seine spekulative Philosophie aus einem anderen Blickwinkel ebenfalls gefunden hatte. Die Entfremdung des Menschen von sich, vom „Gattungswesen“, von der Arbeit und von der Natur lag für Marx ebenfalls im Privateigentum begründet.

1844: Das Treffen von Marx und Engels und der Beginn ihrer Zusammenarbeit

Auf der Heimreise aus England machte Engels im August 1844 in Paris Station und verbrachte dort zehn Tage mit Karl Marx, die den Beginn ihrer lebenslangen Freundschaft und Zusammenarbeit markieren.[24]Engels schrieb viele Jahre später, dass sich bei dieser Gelegenheit „unsere vollständige Übereinstimmung auf allen theoretischen Gebieten heraus“stellte (Zur Geschichte des Bundes der … Continue reading Ihre erste Begegnung im November 1842 in Köln[25]Marx-Handbuch 2016, S. 8. war ja noch recht kühl verlaufen, zu unterschiedlich war ihre jeweilige Auffassung von der Welt: Marx war ein spekulativer Hegelianer und Engels ein mit beiden Beinen im Leben stehender Unternehmer und sozialkritischer Ökonom. Aber nun – beide inzwischen zum Kommunismus bekehrt – entdeckten sie ihre Gemeinsamkeiten – und mehr noch, beide müssen erkannt haben, dass sie zusammen erheblich mehr bewirken könnten, als jeder für sich. Zumindest Engels war sofort klar, dass Marx als genialer und charismatischer Theoretiker der ideale Partner für sein „Unternehmen Weltrevolution“ wäre. Eine Unternehmung, mit der er auch gegen seinen Vater rebellierte.[26]Wie sehr er seinen Vater hasste und verachtete geht aus seinen Briefen an seinen neuen Freund sehr plastisch hervor, denn er empfand seinen Aufenthalt in seinem Elternhaus in Barmen als „wahres … Continue reading

Diese Aussprache von Marx und Engels war eines der folgenreichsten Treffen der Geistes- und Weltgeschichte. Denn ohne die Unterstützung von Engels auf finanziellem, ideologischem und organisatorischem Gebiet wäre Marx nur eine Fußnote der Geistesgeschichte des 19. Jahrhunderts geblieben. Erst Engels ermöglichte Marx, seine jahrzehntelange Arbeit an ihrem „Unternehmen Weltrevolution“. Dies dann zu popularisieren, zu verbreiten und zu verteidigen, war die zweite unverzichtbare Rolle von Engels bei der Entstehung des „Marxismus“. Die erste Frucht ihrer Kooperation war das im Februar 1845 erschienene polemische Werk „Die heilige Familie oder Kritik der kritischen Vernunft“[27]MEW, Bd. 2, S. 3-224. Engels schrieb übrigens eine vernichtende Kritik dieses Werkes an seinen Freund, die er, weil Marx Kritik überhaupt nicht ausstehen konnte, in überschwängliches Lob … Continue reading, die sich gegen Marx’ ehemaligen Lehrer, Förderer und Freund Bruno Bauer und „Consorten“ richtete. Dies war eines der wenigen Bücher, für das Marx ein hohes Honorar erhielt. Es wurde allerdings ein Ladenhüter, wie alle anderen Werke von Marx auch.

Beide vertauschten nun ihre Rollen. Marx widmete sich bis an sein Lebensende hauptsächlich ökonomischen Fragen, um die Gesetze des Kapitalismus zu ergründen, während Engels sich nun eher mit philosophischen, historischen, politischen und naturwissenschaftlichen Themen befasste. Beide leisteten dem anderen und ihrem gemeinsamen Unternehmen zuliebe jahrzehntelange Fronarbeit. Engels durch die verhasste Arbeit in seinem Comptour,[28]So schrieb er an seinen neuen Freund: „[D]er Schacher ist zu scheußlich, Barmen ist zu scheußlich, die Zeitverschwendung ist zu scheußlich, und besonders ist es zu scheußlich, nicht nur … Continue reading um Marx‘ schier unersättlichen Geldhunger wenigstens etwas stillen zu können,[29]Dass Marx dieser Umstand durchaus bewusst war, geht aus einem Brief hervor, den er seinem Freund am 7. Mai 1867 aus Hannover schickte, wo er den Druck des ersten Bandes des „Kapitals“ … Continue reading der sich zum Dank mit der Arbeit an der ökonomischen Erklärung des Kapitalismus quälte.[30]Wie sehr Marx unter seinen ökonomischen Studien litt, kann man z.B dem Brief an Joseph Dietzgen vom 9. Mai 1868 entnehmen, in dem er ankündigt, sich endlich wieder der Philosophie zu widmen, … Continue reading Viel besser gefiel sich Engels in der Rolle des kommunistischen Agitators.[31]Brief von Engels an Marx vom Februar-März 1845 (MEW 27, S. 20).

Anmerkungen

Anmerkungen
1 Der ehemalige englische Labour-Abgeordnete und jetzige Direktor des Viktoria and Albert Museums in London, Tristram Hunt, charakterisierte den deutschen Kommunisten mit folgenden Worten: „Engels war Textilmagnat und leidenschaftlicher Fuchsjäger, Mitglied der Börse von Manchester, Präsident der dortigen Schiller-Anstalt und ein draufgängerischer, lebensfroher, dem Alkohol zugeneigter Liebhaber der schönen Dinge im Leben: Hummersalat, Château Margaux, Pilsner und kostspielige Frauen. Daneben unterstützte er aber auch seit vierzig Jahren Karl Marx, kümmerte sich um dessen Kinder, besänftigte seine Launen und bildete als Mitautor des Kommunistischen Manifests und Mitbegründer jener Lehre, die Marxismus genannt werden sollte, die eine Hälfte der wohl berühmtesten ideologischen Partnerschaft der Geschichte.“ (Hunt 2013, S. 7 f.)
2 S. a. Hunt 2013, S. 38.
3 Hunt 2013, S. 42.
4 Mit den „Briefen aus dem Wuppertal“ begann Engels seine journalistische Arbeit. Er schrieb sie für die von der literarischen Bewegung „Junges Deutschland“ herausgegebene Zeitschrift Telegraph für Deutschland unter dem Pseudonym Oswald (MEW, Bd. 1, S. 611, Anm. 171). Hierin prangerte er die elenden Lebenszustände der Arbeiter in seiner Heimatstadt an. Er hatte eine diebische Freude an der Aufregung, die seine Texte dort verursachten, wollte damit aber nicht in Verbindung gebracht werden, weil er sonst in „höllische Schwulitäten“ käme, wie er einem Schulfreund anvertraute (Engels an Friedrich Graeber, um den 23. April-1. Mai 1839; in: MEW, Bd. 41, S. 372; s. a. Hunt 2013, S. 57).
5 Die Gruppe um Ludwig Börne (1786-1837) und Heinrich Heine (1797-1856) vertrat liberaldemokratische Ansichten, ihre Schriften wurden größtenteils verboten.
6 Marx musste keinen Militärdienst leisten, weil er im Jahre „1838 […] wegen Brustschwäche und periodischen Blutspeiens […] vom Militärdienst befreit und am 4. Mai 1841 wegen Reizbarkeit der Lungen für militärdienstuntauglich erklärt“ wurde (MEW 27, Anm. 445, S. 679).
7 Marx-Handbuch 2016, S. 25.
8 In seiner ersten Abrechnung mit diesem gab Engels eine lebhafte Schilderung von Schellings Vorlesungen („Schelling über Hegel“, die er unter dem Pseudonym Friedrich Oswald im „Telegraph für Deutschland“ im Dezember 1841 veröffentlichte; in: MEW, Bd. 41, S. 163-170.). In dieser Abrechnung verteidigte Engels Hegel entschieden gegen die Schellingschen Angriffe, da die Junghegelianer gezeigt hätten, welch religionskritischen Schlüsse aus den Werken des Altmeisters gezogen werden könnten. Von seiner Ablehnung Schellings zeugen auch die beiden folgenden Broschüren: „Schelling und die Offenbarung“ (ebd., S. 173-221) und „Schelling, der Philosoph in Christo“ (ebd., S. 225-245).
9 Strauß 1835-36. Das Werk sorgte damals für gewaltiges Aufsehen und regte eine intensive Diskussion an.
10 S. Hunt 2013, S. 59.
11 Dieser entstammte wie Marx einer alten Rabbinerfamilie und sein Vater war wie der von Engels ein erfolgreicher Unternehmer.
12 S. Rosen 1983, S. 95 f.
13 Es wird sogar vermutet, dass Engels die intimen Kenntnisse der Lebens- und Wohnverhältnisse der Arbeiter, die er in seinem Werk „Die Lage der arbeitenden Klasse in England“ offenbart, nur dadurch gewinnen konnte, dass die beiden Schwestern ihm Zugang zu Arbeiterfamilien verschaffte, den er als Angehöriger der Oberschicht sonst nur schwer oder gar nicht hätte erlangen können (s. Dash 2013).
14 Marx-Handbuch 2016, S. 24 ff.
15 MEW 2, S. 225-506.
16 MEW 2, S. 237 f.
17 So schrieb Engels im Schlusskapitel über seine Klassengenossen: „Mir ist nie eine so tief demoralisierte, eine so unheilbar durch den Eigennutz verderbte, innerlich zerfressene und für allen Fortschritt unfähig gemachte Klasse vorgekommen wie die englische Bourgeoisie […]. Für sie existiert nichts in der Welt, was nicht nur um des Geldes willen da wäre, sie selbst nicht ausgenommen, denn sie lebt für nichts, als um Geld zu verdienen, sie kennt keine Seligkeit als die des schnellen Erwerbs, keinen Schmerz außer dem Geldverlieren.“ (MEW 2, S. 486).
18 MEW 2, S. 252. Interessanterweise kann sich Engels schon in seiner Jugend eine Revolution nur als Gewaltexzess vorstellen, denn mit dem Hinweis auf das Jahr 1794 nimmt er Bezug auf den Höhepunkt des Terrors durch Robespierre. In dieser Zeit waren die Freiheitsrechte, die die französische Revolution im Jahre 1789 erkämpft hatte, fast sämtlich abgeschafft und die Revolutionäre, die diese Freiheiten erkämpft hatten, größtenteils hingerichtet.
19 Immerhin sah er auch einen Hoffnungsschimmer, dass die Rache der Arbeiter an der Bourgeoisie „milder […] als die oben prophezeite“ ausfallen könne: „Das wird aber weniger von der Entwicklung der Bourgeoisie, als von der des Proletariats abhängen. In demselben Verhältnis nämlich, in welchem das Proletariat sozialistische und kommunistische Elemente in sich aufnimmt, genau in demselben Verhältnis wird die Revolution an Blutvergießen, Rache und Wut abnehmen. Der Kommunismus steht seinem Prinzipe nach über dem Zwiespalt zwischen Bourgeoisie und Proletariat […]; er will gerade diesen Zwiespalt aufheben.“ (Hervorh. im Original; MEW 2, S. 505).
20 MEW, Bd. 1, S. 499-524.
21 MEW 1, S. 640.
22 „Die Nationalökonomie entstand als eine natürliche Folge der Ausdehnung des Handels, und mit ihr trat an die Stelle des einfachen, unwissenschaftlichen Schachers ein ausgebildetes System des erlaubten Betrugs, eine komplette Bereicherungswissenschaft. Diese aus dem gegenseitigen Neid und der Habgier der Kaufleute entstandene Nationalökonomie oder Bereicherungswissenschaft trägt das Gepräge der ekelhaftesten Selbstsucht auf der Stirne.“ (MEW 1, S. 499).
23 MEW 1, S. 503.
24 Engels schrieb viele Jahre später, dass sich bei dieser Gelegenheit „unsere vollständige Übereinstimmung auf allen theoretischen Gebieten heraus“stellte (Zur Geschichte des Bundes der Kommunisten, in: MEW, Bd. 21, S. 212).
25 Marx-Handbuch 2016, S. 8.
26 Wie sehr er seinen Vater hasste und verachtete geht aus seinen Briefen an seinen neuen Freund sehr plastisch hervor, denn er empfand seinen Aufenthalt in seinem Elternhaus in Barmen als „wahres Hundeleben“ (Brief vom 17. März 1845, in: MEW 27, S. 26).
27 MEW, Bd. 2, S. 3-224. Engels schrieb übrigens eine vernichtende Kritik dieses Werkes an seinen Freund, die er, weil Marx Kritik überhaupt nicht ausstehen konnte, in überschwängliches Lob kleidete: „Dazu wird doch das meiste von der Kritik der Spekulation und des abstrakten Wesens überhaupt dem größeren Publikum unverständlich bleiben und auch nicht allgemein interessieren. Sonst aber ist das ganze Buch prächtig geschrieben und zum kranklachen.“ (Brief von Engels an Marx vom 17. März 1845, in: MEW 27, S. 26). Darin schreibt er auch, dass noch nicht mal der zehnte Teil des Textes von ihm stammt. Ich vermute, dass dies die wenigen lesbaren Seiten in dieser wirren polemischen Schrift sind.
28 So schrieb er an seinen neuen Freund: „[D]er Schacher ist zu scheußlich, Barmen ist zu scheußlich, die Zeitverschwendung ist zu scheußlich, und besonders ist es zu scheußlich, nicht nur Bourgeois, sondern sogar Fabrikant, aktiv gegen das Proletariat auftretender Bourgeois zu bleiben. […] Und man kann wohl als Kommunist der äußeren Lage nach Bourgeois und Schachervieh sein, wenn man nicht schreibt, aber kommunistische Propaganda im großen und zugleich Schacher und Industrie treiben, das geht nicht.“ (Brief von Engels an Marx vom 20. Januar 1845, in: MEW 27, S. 18; Hervorh. im Original). Man kann sich vorstellen, wie schwer es ihm später fiel, doch die Rolle des „Schacherers“ zu spielen, um seinem Freund den Lebensunterhalt zu sichern.
29 Dass Marx dieser Umstand durchaus bewusst war, geht aus einem Brief hervor, den er seinem Freund am 7. Mai 1867 aus Hannover schickte, wo er den Druck des ersten Bandes des „Kapitals“ überwachte: „Ohne Dich hätte ich das Werk nie zu Ende bringen können, und ich versichre Dir, es hat mir immer wie ein Alp auf dem Gewissen gelastet, daß Du Deine famose Kraft hauptsächlich meinetwenig [sic] kommerziell vergeuden und verrosten ließest und, into the bargain [obendrein] noch alle meine petites miseres [kleine Miseren] mitdurchleben mußtest.“ (MEW 31, S. 296 f.). Dass sich Marx deshalb aber Vorwürfe machte, wie er hier behauptet, halte ich für wenig glaubwürdig. Dazu war Marx viel zu skrupellos.
30 Wie sehr Marx unter seinen ökonomischen Studien litt, kann man z.B dem Brief an Joseph Dietzgen vom 9. Mai 1868 entnehmen, in dem er ankündigt, sich endlich wieder der Philosophie zu widmen, „wenn ich die ökonomische Last abgeschüttelt“ habe (MEW 32, S. 547). Weder das eine noch das andere war ihm vergönnt.
31 Brief von Engels an Marx vom Februar-März 1845 (MEW 27, S. 20).